Vor mehr als 15 Jahren setzte sich Familie Riecke mit mir zusammen. Wir befassten uns mit dem Grundgedanken, für die Kleinkinder der Umgebung ein Angebot zu gestalten, welches ganz gezielt auf die altersgerechte und körperliche Entwicklung aufgebaut werden sollte. Es sollte ein Angebot werden, welches bei früher motorische Entwicklung bereits ab dem 30. Lebensmonat und bis ca. zum 7 Lebensjahr greifen sollte. Gemeinsam nahmen wir an vielen Gesprächen und Treffen mit der Heidelberger Ballschule teil. Professor Dr. Klaus Roth von der Sportuniversität Heidelberg unterstützte uns in unserem Vorhaben. Dagmar Riecke und ich machten an der Sportuniversität die dafür notwendigen Trainerscheine. Jörg Riecke kümmerte sich intensiv um alle Formalien, die man für die Gründung einer neuen Abteilung braucht. Dazu gehörte auch die gesamte Öffentlichkeitsarbeit.
Nun schrieben wir ein genau auf unseren Verein zugeschnittenes Konzept. Dieses stellten wir in einem Informationsabend für interessierte Eltern in einer Power-Point vor und erlebten einen sehr interessierten Austausch. Am 01.04.07 organisierten wir einen Kennlern-, Schnupper- und Übungstag für alle neugierigen Eltern und Kinder. Mit so vielen hatten wir nun wirklich nicht gerechnet. Die Ballschule-TV 1878 Groß-Umstadt e.V. war geboren.
Sie ist nun bereits 15 Jahre in Groß-Umstadt tätig. In dieser Zeit haben ca. 400 Kinder die Ballschule in ihren motorischen Entwicklungsstadien durchlaufen. Viele haben sich nach der Ballschule für den Weg Handballsport entschieden. Es gibt Kinder, die sich nach der klar konzeptionellen Ausbildung und individuellen Entwicklung auch für andere Sportarten entschieden haben. Ob Fußball, Tischtennis, Tennis, Leichtathletik, Turnen, Basketball, Tanzen, … die Entscheidung für den weiteren sportlichen Weg ist für jedes Kind sehr breit und vielseitig. Darauf können wir stolz sein.
„Kinder und Uhren dürfen nicht beständig aufgezogen werden. Man muss sie auch gehen lassen.“
Dieses Zitat Erich Kästners kann meiner Ansicht nach an Trefflichkeit kaum gesteigert werden. Mit „gehen lassen“ bezog er sich sicherlich auf allgemeine Freiheiten, die man Kindern in der Erziehung einfach gewähren muss, um sie zum eigenständigen Zurechtfinden in der Welt zu befähigen. Doch „gehen lassen“ lässt sich auch im Kontext der motorischen Entwicklung des Kindes verstehen, denn der Fortgang der Motorik von der vorgeburtlichen Zeit bis in die Vorschulphase – dem Zeitraum der kindlichen Entwicklung, kann individueller nicht sein. „Gehen lassen“ appelliert an die Toleranz und Nachsicht der Eltern, ihre Kinder in Bezug auf den Verlauf der motorischen Entfaltung weder zu hindern noch zu drängen, und hin und wieder einige Eigenheiten zu akzeptieren. Denn gerade diese zeichnen das Kind in seiner Entwicklung als ganz besondere Persönlichkeit aus. In Bezug auf die individuelle motorische Entwicklung aktualisieren wir unser spezielles Konzept immer wieder neu.
Als Basis und Grundlage dient uns dazu das erfolgreiche Heidelberger Ballschulkonzept. Um unser Angebot qualitativ hochzuhalten, besuchen wir jährliche Fortbildungsangebote der Sportuniversität Heidelberg. Noch vor nicht allzu langer Zeit haben unsere Kinder das ABC des Spielens auf Straßen, Parks oder Bolzplätzen erlernt. Diese vielseitige und natürliche Ballschule gibt es heute so gut wie nicht mehr. Zu früh werden Kinder in den Vereinen gezielt auf Sportarten und deren Techniken spezialisiert.
Kinder sind keine Spezialisten, sondern Allrounder!
In der Ballschule werden sie daher als solche gefördert. Eine einseitige Ausbildung kann dazu führen, dass die Kinder frühzeitig die Lust am Tun verlieren. Zudem kann eine frühe Spezialisierung Entwicklungsdisharmonien und Motivationsverluste nach sich ziehen. Die Ballschule schafft hier Abhilfe. Es sollen keine kleinen Spezialisten geschult werden, sondern Kinder an umfassende, abwechslungsreiche und freudbetonte Übungsinhalte im Umgang mit Ball und vielen anderen Sportgeräten behutsam herangeführt werden. Dadurch erwerben die Kinder ein viel breiteres Fundament an taktischen und technischen Grundkompetenzen, das ihnen später den Einstieg in spezielle Sportspiele erleichtert.
Weiterhin steht das vielseitige Erleben und Wahrnehmen von Sportspielsituationen und die soziale Einbindung in Sportspielgruppen im Vordergrund. Besonders motorisch benachteiligte Kinder können hiervon stark profitieren. Denn gerade bei der Breite des Angebotes finden auch Kinder mit Bewegungsdefiziten und sportmotorischen Einschränkungen „ihre ganz individuelle Stärke“. Die Ballschule gewährleistet hier eine professionelle, entwicklungsgerechte und altersspezifische Anfängerausbildung durch Sportpädagogen und qualifizierte Übungsleiter.
„Aus der Art, wie ein Kind spielt, kann man erahnen, wie es als Erwachsener seine Lebensaufgaben ergreifen wird.“ (Rudolf Steiner)
Unsere Türen sind für alle weit geöffnet. Gern dürfen Sie mit ihrem Kind vorbeikommen, schnuppern und entscheiden, ob sie bleiben wollen. Trainingszeit ist: Mittwoch von 16:30 Uhr – 17:30 Uhr in der Ernst-Reuter-Halle. Weitere Informationen stehen unter: www.sg-gross-umstadt-habitzheim.de
Zusammen wollen wir dieses Angebot für viele weitere Jahre am Leben halten. Sollten LeserInnen großes Interesse haben, dürfen Sie sich auch direkt bei mir unter ulli99tom@aol.com melden.
Aktuell besuchen uns ca. 63 Kinder und werden deshalb in 2 Gruppen geteilt. Diese Gruppen werden vom Ballschulübungsleiterteam Jule Krüger, Moritz Scherbaum, Astrid Ohl und Thomas Kade geführt.
Thomas Kade